Freitag, 6. Juli 2012

Tag 14 von 15 in Korea - Und dann ist da plötzlich ein Markt im Zug

Jetzt ist die Zeit in Korea auch fast schon rum, am Sonntag geht es wieder in's "gelobte Land", das noch ein wenig abgedrehter ist, als Korea es ist.
Inzwischen ist mein Eindruck, dass Korea zwar sehr ähnlich wie Japan aussieht, aber in vielen Sachen gemäßigter ist, nicht ganz so in's Extrem abgedriftet und allgemein sehr viel westlicher, gerade was die Einflüße auf die Musik und Kultur angeht. Man lebt hier eben doch nicht ganz auf einer Insel und das merkt man. Hier mal eine kleine Liste an Unterschieden, die für mich dieses "nicht ganz so extreme" ausmachen:

- Seoul ist nicht so ENG wie Tokyo. In Tokyo hat man chronisch Platzangst, in Seoul ist alles viel weiter gebaut und man hat mehr "Platz zum Atmen"
- Kein Hello Kitty Scheiss überall. Um es genau zu sagen: Nirgendwo. Ich hab in den 2 Wochen hier kein einziges Mal Hello Kitty Zeug gesehen, also sogar noch weniger als in Deutschland.
- Keine Massaji-Massaaaaji Frauen in jedem kleinen bis großen Bezirk mit ein paar Bars und Restaurants.
- Kein Dogma was stehen/gehen und essen angeht. Hier gibt es überall Stände, die einem Essen auf die Hand verkaufen und das wird auch an Ort und Stelle dann im stehen vernascht.
- Keine Sex-Manga lesenden Lustopas in den Bahnen. Keine Totenstille in den Bahnen, sondern eher Klatsch und Tratsch, sowie Handygeplapper wie aus Deutschland bekannt. Auch die Grapscherei in den Bahnen ist hier wohl nicht so verbreitet wie in Japan.
- Keine HORRENDEN Steuern auf Malz und damit auf Bier. Bierdosen im Convenience Store für knapp nen Euro klingt vernünftig, auch wenn es der Geschmack nicht ist. Sogar japanisches Bier ist hier billiger erhältlich als in Japan!!!!!1111
- Keine sprechenden und fiepsenden Ampeln überall, kaum (nicht garkeine!) herumfahrende Wägen mit Megaphonen, die einen mit Werbe- oder Wahlbotschaften zudröhnen.
- Kaum Mini-Cars auf den Straßen, sondern richtige Autos. Gefühl 98% sind Coupés. Ich hab keinen einzigen Kombi hier gesehen, nur ein paar SUVs hier und da.

ABER man muss auch sagen, es gibt meiner Meinung nach auch negative Unterschiede:
- keine Sex-Manga lesenden Lustopas in den Bahnen. Haha, nein Spaß. ^^
- Convenience Stores sind nur halb so groß wie in Japan und haben grundsätzlich auch nur das halbe Sortiment. Das heißt: Nur halb so viel Auswahl an Softdrinks, Ramen, Bieren, kaum saisonale Varianten von bekannten Sachen (erinnert sich noch wer an Pepsi Cucumber oder Pepsi Azuki?)
- Koreaner sprechen kein Japanisch. Negativ, weil ich kein Koreanisch spreche. :(
- Kein Nomihodai, d.h. 2 Stunden Allyoucandrink in Izakayas für relativ niedrigen Preis. Gut, dafür is alles hier für einen relativ niedrigen Preis erhältlich, was Nomihodai etwas überflüssig macht...
- Korea ist ein sehr christliches Land (~80% sind Christen), d.h. Moral und Werte werden hier hochgehalten wie im südlichen Italien oder im tiefsten Peru. Das bedeutet auch so Faxen wie kein Sex vor der Ehe, nicht zusammenziehen zuvor man heiratet, keine anzüglichen Darstellungen in Filmen (Nipplegate-Gefahr!) und so weiter. Dazu stehen hier mehr Kirchen als in der bavarischen Provinz. Die Dinger sind wirklich überall, mit riesigen Kreuzen, die mit roten und grünen Neonblinklichtern verziert sind.
- Sehr starke Ressentiments in Richtung Japan, um nicht zu sagen "Japanhass". Sicherlich nicht mehr in dem Umfang wie früher, aber noch sehr deutlich zu spüren, vor allem wenn man das Thema mal anschneidet. Ganz heißer Tipp: Niemals das Thema "Dokdo / Takeshima" anschneiden! NIEMALS! Was folgt, sind normalerweise unaufhaltbare Wutausbrüche und emotionale Hasstiraden auf Japan, die sich unvermittelt auf einen selbst richten, wenn man nicht zu 200% die koreanische Position vertritt. Nicht ganz so emotional ist die "Eastern Sea / Japanese Sea" Diskussion, aber auch eher vermeiden. Ich hab nie erlebt, dass diese Sachen so emotional beladen sind in Japan, von den Typen in den schwarzen Vans mal abgesehen. Aber die leben eh in ihrer Dai-Nippon Traumwelt.
- Arbeiten in Korea bedeutet noch härter arbeiten als in Japan, mit noch wenigr bezahltem Urlaub, mit noch konseverativeren Ansichten, was die Arbeitsweise angeht. Präsenz vor Effektivität. Die Firma über alles. Home Office? LOL!!

Dann gibt es noch die Sachen, die man weder als positiv, noch als negativ einordnen kann. Sachen die einfach anders sind. Zum Beispiel steigt man in Cheongdam aus der Bahn aus und sieht im Zug gegenüber plötzlich einen Markt, der sich durch den kompletten Zug zieht.




Wahrscheinlich sind wegen der Regenzeit die Open-Air Marktflächen knapp geworden, also warum nicht einfach einen Zug kapern und die Stände dort aufbauen? Ich hab nicht schlecht gestaunt.

Warum es die letzten Tage kein Update gab, lag unter anderem daran, dass ich nicht in Seoul, sondern in Sokcho, einer Stadt am östlichen Nordende von Korea. Eine Stadt bekannt für die hohe Anzahl an Nord-Koreanern, die während dem Krieg aus dem Norden dorthin geflohen sind und sich dort niedergelassen haben, für Schweine-Innereien und für den wundervollen Sokcho-Beach. Aber der Reihe nach:
Sorry, leider hab ich kein Bild von einem anderen Nord-Koreaner gemacht. Daher muss der Typ reichen.

Alles mögliche herrliche Innereienzeug mit Glasnudeln und anderem Kram in Schweinedärme gestopft, oder wahlweise in Nori oder in Kalmare. Wie geil ist die Idee, Schweineinnereien in Kalmare zu stopfen?! Fast wie eine Weihnachtsgans mit Zweiebelmett zu stopfen! Bekannt ist das Gericht übrigens als Sundae.

Sundae in in irgendeinem Jiggae Zeug. Scharf, wie immer. Lecker, wie immer.

Sokcho Beach, schon ganz nett :)

Manchmal ist das Leben schon ganz ok.

So, jetzt kommen noch 2 kleine Gemeinheiten. In Sokcho hatte ich nämlich 2 wirklich reizende Übernachtungsgelegenheiten. Ich hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, alles aufzugeben, dorthin zu ziehen und äähh professioneller Rettungsschwimmer zu werden. Dank meiner Plauze hab ich ja genug Auftrieb für 2, also bin ich sozusagen perfekt für den Job!

Hotel Nummer eins, mit Balkon und Blick auf den Strand + Meer, sowie der Möglichkeit für knapp 6 Euro einen Grill auf den Balkon gestellt zu bekommen. Kostenpunkt mit Grill: ~55 Euro die Nacht.

16 von den Garnelendingern für knapp 3 Euro. lol :D Aber so vollgefressen wie nach dieser Grillorgie war ich selten...


Hotel Nummer zwei. Kostenpunkt 68€ die Nacht. Worte sind wohl nicht viele notwendig. Jacuzzi IM Zimmer, von dem aus man wahlweise auf das Meer hinausschauen oder auf den Fernseher glotzen kann.

Ach ja, manchmal ist das Leben schon ok.

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