Sonntag, 18. März 2012

GAU in Deutschland - was wäre wenn?

Eigentlich bin ich das Thema Atomkraft ja leid und ich bin auch kein Atomexperte, hab auch nicht vor es in nächster Zeit zu werden.

Nur ein Artikel hat mich etwas nachdenken lassen:
Studie: Atomkatastrophe würde Deutschlands Helfer überfordern

Ich stimme voll mit dem Artikel überein, aber nicht nur aus "technischen" Gründen, also weil wir eben nicht drauf vorbereitet sind. Hauptsächlich glaube ich, dass in Deutschland der Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl nicht stark genug sind, um eine solche Katastrophe zu überwinden und zu schultern.
Wer würde denn von uns in einem derartig havarierten Kraftwerk, wie Fukushima Daiichi, noch bei den Aufräumarbeiten helfen wollen? Oder sonstige Arbeiten dort in der Nähe ausführen wollen?
Vergleichen wir mal mit Tschernobyl: Dort hatten die sogenannten Liquidatoren keine Wahl und sie wussten ja auch nicht wirklich, was sie da taten. Genügend von denen haben es schließlich auch mit dem Leben bezahlt. Aber das war eben die Soviet Union, ein Menschenleben war dort nicht viel wert.
Jetzt in Japan geht es vielen um Pflichterfüllung und der Beseitigung von "Schuld", die sie mit dem GAU auf sich geladen haben. Aber nur derartig romantisch darf man die Sache auch nicht sehen. Schließlich gibt es viele ungelernte Arbeiter, die dort für einen (für ungelernte Arbeiter) relativ hohen Lohn nun die Drecksarbeit machen und dabei Leib und Leben der Strahlung aussetzen.

Anyway, dort gibt es Leute, die diese Arbeit tun.
Doch wer würde das in Deutschland tun? Wer würde Leib und Leben für einen "relativ guten Lohn" beim radioaktive Schlacke wegschaufeln riskieren?
Die Ingenieure und Manager eines deutschen Kraftwerks wären wohl die ersten, die sich dem GAU nicht mehr bis auf 100km nähern würden. Lieber die Schmach und Bestrafung in irgendeinem Gerichtssaal empfangen (höchstwahrscheinlich auf Bewährung), als die Suppe auslöffeln, die man sich eingebrockt hat.
Und ungelernte Arbeiter, die Geld nötig hätten? Haben wir sowas wirklich in Deutschland? Lohnnomaden, die dorthin gehen, wo man riskante Arbeit mit gutem Geld bezahlt bekommt. Sowas gibt es in Deutschland eigentlich nicht. Gründe dafür sind unser (gutes?) Sozialsystem, dank dem jeder derartig riskanter Arbeit den Vogel zeigen kann.

"Soll den Scheiss doch jemand anderes machen" dürfte die Maxime sein, wenn es tatsächlich mal zu etwas derartigem in Deutschland kommt.

Gegenargument könnte die Oder-Katastrophe sein, die damals ein relativ großes Gefühl der Solidarität in Deutschland auslöste. Aber ehrlicherweise riskierte bei den Hilfsarbeiten damals keiner wirklich sein Leben. Für ein paar Tage Säcke mit Sand befüllen reicht das deutsche Solidaritätsgefühl aber immerhin schonmal.

Die "technischen" Gründe haben wir jetzt noch nichtmal beleuchtet. Hier könnte der Wind nichts auf das Meer hinausblasen, die deutschen AKWs liegen oft sehr nah an großen Bevölkerungszentren, der Wind dreht sich relativ oft und verteilt den radioaktiven Gümmel breitflächig etc. pp.

Eigentlich bin ich ja ein Freund der Atomkraft, aber wenn ich so genau nachdenke, ist es wohl besser, wenn wir in Deutschland die Finger davon lassen.
Wegen uns Deutschen.

4 Kommentare:

  1. Ich bin ja selten kritisch, aber dieser Artikel ist, ja da fällt mir nichts ein, sagen wir: ein wenig komisch.

    Du verallgemeinerst und strafst ab ohne wirkliche Argumente und stellst Deutschland als Land voller Egoisten und Einzelkämpfer dar. Und das von mir, der nun wirklich auch ein kritischer Mensch ist, wenn es um unsere Gesellschaft geht.

    Du prangerst an, dass wir in Deutschland keinen haben, der so wenig Geld hat, dass er Atommüll mit den Händen schaufeln geht. Wirklich? Ist das schlimm . ISt es schlimm, dass bei uns selbst der größte Depp weiß, wie schädlich Strahlung ist und es sich zwei mal überlegt ob und wie er es machen würde?

    Aber ist das wirklich ausreichend um davon auszugehen, dass sich in Deutschland/Europa keiner findet, der die "Drecksarbeit" macht oder riskante Arbeiten übernimmt nach so einem GAU.

    Auch in Japan sind es nicht die Manager oder leitenden Igenieure, die dort sauber machen, sondern wie du es bereits erwähnst, ungelernte, teilweise schlecht infomierte Arbeiter, die für einen mir unbekannten Lohn den Dreck versuchen wegzubekommen. Auch ob wirklich freiwillig oder nicht ist mir nicht bekannt. Dir?

    Dann gehst du kurz auf die Standort- und Witterungsprobleme ein, die nach einem GAU für uns fatal sein könnten, aber willst diese nicht weiter beleuchten, da für dich der Hauptgrund schlicht weg der Asoziale Deutsch feststeht, der nicht die Schlacke wegräumt?

    Ansonsten wäre ein Gau also okay, wenn wir alle brav in der Kette Eimerchen für Eimerchen den Atommüll nach Gorleben bringen?

    Meine Frage: Hat dich heute im Bus einer nicht sitzen lassen oder dich angepöbelt, oder warum so ein Artikel? ;)

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  2. Tag Ernst,
    also dass bei uns keiner so arm ist, dass er freiwillig für gutes Geld Schlacke wegräumt, ist natürlich nichts Schlechtes. Habe auch nicht gesagt, dass das etwas Schlechtes ist, sondern eher eine Feststellung, dass wir diese Klasse von Leuten, die es dank eher magerem Sozialsystem in Japan und vielen anderen Ländern eben gibt, in Deutschland nicht haben. Das an sich wollte ich nicht bewerten, ich find unser Sozialsystem (trotz seiner Fehler) im großen und ganzen für eine großartige Errungenschaft.

    Mir geht es eher darum, dass wir in Deutschland eine starke "ich nicht!" Mentalität haben, die mir in letzter Zeit und auch derzeitig stark auf den Sack geht. Eventuell hat sich das in dem Artikel etwas entladen :)

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  3. Uiuiui! Heisses Eisen!
    Ohne irgendjemandem auf die Fuesse treten zu wollen, aber wer in Deutschland den Dreck wegraeumt, wenn mal ein Atomunfall passiert, ist doch klar: Die polnischen, bulgarischen, slowenischen, oder sonstwoher-Wanderarbeiter, die auch unseren heissgeliebten Spargel ausbuddeln, Erdbeeren, Aepfel und Birnen pfluecken, fuer 5 Ocken/Stunde schwarz unsere Haeuser hochziehen, auf Auftrag X5er BMWs klauen, dir fuer 5 Euro einen blasen, usw. Was glaubt ihr denn, wer hier in Japan den Dreck wegmacht? "Echte" Japaner? Bwahahaha! Oder in den USA? "Echte Amerikaner"? Muahahaha!
    Und nein, Ernst, ich kriege grundsaetzlich NIE einen Sitzplatz in der Metro.....

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  4. Ich spiele ja mit dm Gedanken, ob RTL eine Sendung über die Helfer bringen würde, um die Deutschen zum Helfen zu motivieren, falls sich wirklich keiner freiwillig melden würde...

    Ein sehr interssantes Thema, über das ich so noch nicht nachgedacht habe!

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