Mittwoch, 12. Dezember 2012

Kartoffelsushi auf Abwegen Pt.1 - Sao Paulo

Was lange währt, wird endlich gut, hier ein kleiner Bericht über meine Zeit in Sao Paulo.

Erstmal, was ich immer wieder gern wiederhole: Sao Paulo ist ein Moloch.

Eine Stadt, gebaut für 10 Millionen Einwohner und der dementsprechenden Infrastruktur, in der nun aber 20 Millionen Leute leben. Dementsprechend verstopft sind die Straßen, nicht nur zu den Stoßzeiten. So ziemlich jeder Brasilianer hat seine eigene Horrorstory, wie er mal für 10km 3 Stunden gebraucht hat oder änhliches. Es gibt zwar auch öffentliche Verkehrsmittel in Sao Paulo, aber die sind bei WEITEM nicht so reichlich und gut ausgebaut wie man es von einer 20 Millionen-Stadt erwarten würde. Busse gibt es zwar reichlich, aber die haben natürlich die gleichen Verkehrsprobleme wie Autos und es wird einem auch immer wieder abgeraten, sich als Tourist in die Busse zu setzen oder zu stellen, weil sonst wohl schnell mal der Inhalt der Taschen geleert wird.

Allgemein wird man immer wieder an die doch hohe Kriminalität erinnert, die unterschwellig immer in den Gedanken mit dabei ist, wenn man sich in Sao Paulo (bzw. ganz Brasilien) bewegt. Wer denkt denn bei Brasilien nicht auch an Favelas, Drogenkrieg in Rio und so Filme wie "City of God"?

Kurz zur Bottomline dazu: Mir ist in den ganzen 4 Wochen dort unten nichts passiert. Was nicht heißen soll, dass es keine Kriminalität gibt. Ich hab, wie es einem die Brasilianer auch immer sagen, einfach nachgedacht, zuvor ich etwas getan hab, d.h. ich bin z.B. NICHT 3 Uhr nachts in die Favelas gefahren und hab mich größere Distanzen fast ausschließlich mit dem Taxi bewegt.

Aber wie kann man sich Sao Paulo nun eigentlich vorstellen?
1. Grau
2. Versmogt
3. Voller Apartmenthochhäuser



Man, was ich hier wieder für ein Bild der Stadt zeichne...aber Sao Paulo hat auch seine schönen Ecken, vor allem was die Feierei angeht. Da gibt es z.B. die relativ "alternative" Rua Augusta, die gesäumt ist von Bars, Clubs und Restaurants jeglicher Facon, aber meistens weniger fein.

Wenn man es etwas feiner mag, ist man z.B. in der Skybar richtig. Da kostet ein Caipi zwar stolze 30 Reais (~12 Euro), dafür bekommt man dann aber auch diesen etwas anderen Blick auf Sao Paulo geboten:


 
Vor allem, wenn man dann noch anschließend in einen der besten Clubs der Welt weiterzieht. Zumindest sagt das DJmag, dass der Club "D.Edge" auf Platz 25 der Top 100 ist. Saugeiler Club, 3 Floors auf 3 Stockwerken und noch eine riesige Terasse auf dem Dach für Schnatterfreudige und Raucher.
Pro-Tip: Nicht Freitags hin. Beziehungsweise kommt das auf die persönliche Präferenz an. Allgemein ist der Freitag in Clubs in Sao Paulo sehr homosexuell angehaucht und im Gegensatz zu Deutschland sieht man in Clubs auch viele Typen miteinander rummachen.
Dieses Bild, wie zwei 200kg Kampfkolosse, beide mit Vollbart und Bäuchen in Bierfassgröße, sich gegenseitig das Gesicht aufessen, werde ich wohl nie wieder aus meinem Kopf bekommen.

Gut, genug davon.

Zum Thema Japan und Brasilien, im speziellen Sao Paulo, muss ich leider sagen...ich hab es nicht nach Libertade geschafft :( Unser Programm war leider zu straff unter der Woche und am Wochenende wollten andere Sachen erkundet werden.
Aber es laufen tatsächlich sehr viele japanischstämmige Brasilianer herum und ich hab mich sogar mit 2 Japano-Brasilianern der zweiten Generation unterhalten, die beide schon ~50 waren, noch Japanisch konnten und sich aber als volle Brasilianer fühlen.
Und dann hab ich mit der einen oder anderen...ääh....mit verschiedenen(!!) Japanern der dritten Generation gesprochen. Und keiner davon konnte mehr Japanisch und sie haben sich auch als 100%ige Brasilianer verstanden.
Das ist eine der sehr interessanten Seiten an Brasilien. Vergesst New York, denn Brasilien ist der wahre Melting-Pot. Da vermischt sich wirklich alles und jeder und obwohl die Brasilianer sehr emotional sind, ist Rassismus dort relativ unbekannt. Dies wurde zumindest von allen Brasilianern immer wieder so gepredigt.

Ein Überbleibsel der vielen Japaner sind viele (und sehr gute!) japanische Restaurants in Sao Paulo. Sogar einen Suki-ya gibt es auf der Rua Augusta! Leider hatte ich mir kurz vorher ein paar Pizzastücke reingeschoben, deswegen wurde der Laden nicht auf seine Tauglichkeit geprüft.

Was gibt es noch zu Sao Paulo zu sagen?
Ich würde dort nicht unbedingt leben wollen. Vor allem wegen dem Smog und der mangelhaften Infrastruktur kann der Alltag sicherlich recht anstrengend sein. Die Geschichten der Pendelei, die durchaus schlimmer klingen als das was man von Japanern hört, würde ich mir ungern antun müssen.
Mal abgesehen davon, dass ich wohl kein Jahr im brasilianischen Verkehr überleben würde. So viele Nahtoderlebnisse, wie ich bereits in den 4 Wochen in Taxis hatte...und die Taxifahrer wissen im Normalfall was sie tun, im Gegensatz zu mir.

Zu den kulinarischen Gepflogenheiten (wie sollte es anders sein), gibt es einen Extra-Post.
Kleiner Hinweis: Es wird fleischig. Mmmmmhhh :]

1 Kommentar:

  1. Interessant, danke für den Bericht. Sao Paulo wird mich aber wohl nie sehen. :-)

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